Diagnose Angststörung - 5 Tipps für Angehörige

Eine psychische Störung verändert nicht nur den Alltag der betroffenen Person, sondern auch das Leben der Familie, der engen Freund:innen oder der Partner:in.
Mit einer psychischen Störung, wie einer Angststörung, zu leben, schränkt nicht nur den Alltag der betroffenen Person ein, sondern wirkt sich auch auf das Leben der engsten Angehörigen, wie der Familie, der Freund:innen oder der Partner:in, aus. Als Angehörige:r bist du ein wichtiger Bestandteil des Behandlungsprozesses der psychichischen Beeinträchtigung. Allerdings kann die Störung der betroffenen Person auch Herausforderungen mit sich bringen und belastend sein. Wir möchten Angehörige unterstützen, indem wir über das Störungsbild aufklären und Sie im Alltag entlasten, um der betroffenen Person zu helfen wieder selbstständig zu werden.
In diesem Artikel erfährst du, wie du den Balanceakt zwischen Beistand und eigener Gesundheit besser meistern kannst.
Kommunikation
Als Vertrauensperson bist du für einen Menschen mit einer konkreten Angst vor etwas besonders wichtig. Nimm die Angstgefühle der erkrankten Person immer ernst und begegne ihr nicht mit Spott oder Unverständnis. Bitte vermeide unbedingt Sätze wie „Stell dich nicht so an“ oder „Reiß dich zusammen“. Versuche stattdessen Verständnis zu zeigen und ihr zuzuhören.
In einer akuten Angst- oder Paniksituation kann es sein, dass die Person gerade nicht in der Lage ist, klar zu kommunizieren. Wenn du dich fragst wie du der Person bei Panikattacken helfen kannst, beachte am besten folgende Hinweise:
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Sprich in kurzen Sätzen, die auch mit einem Kopfnicken oder Kopfschütteln beantwortet werden können.
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Bitte die Person dir ihr Erleben mitzuteilen, indem du zum Beispiel fragst: „Hilft es, wenn ich mich zu dir setzte?“ oder „Soll ich dich begleiten?“
Hilfe durch Therapie
Oft dauert es einige Jahre, bis Betroffene sich hilfesuchend an eine Therapeuten:in wenden. Das liegt vor allem an der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen und der Inanspruchnahme von psychologischer Hilfe. Wenn die Betroffen:e Hilfsangebote nicht nutzen kann oder möchte, kannst du versuchen das Gespräch suchen. Dabei kannst du ehrlich sein und deine Einschätzung und Beobachtungen teilen. Achte aber darauf, dass du ruhig, verständnisvoll und wertschätzend bleibst. Mache der betroffenen Person klar, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, sich psychische Unterstützung zu holen. Im Gegenteil, es bedarf viel Mut und Stärke, Hilfe in Anspruch zu nehmen und die eigenen Probleme anzugehen.
Oft ist es nicht so einfach einen Therapieplatz zu finden. Zur Überbrückung während der Wartezeit könntest du der dir nahestehenden Person die App auf Rezept "Mindable: Panik & Agoraphobie" empfehlen. Mindable wird von der Krankenkasse erstattet und unterstützt im Alltag. Infos zur App und dem Verschreibungsprozess findest du hier.
Die richtige Unterstützung
Wenn eine Person in der Familie oder die Partner:in an einer Angststörung leidet, muss oft auch das direkte Umfeld seine Pläne oder verhaltensweisen. Es kann zum Beispiel sein, dass bei einer Autofahrt ein Umweg gefahren werden muss, um einen Tunnel zu vermeiden oder gemeinsame Ausflüge und Freizeitaktivitäten abgesagt werden. Der ganze Alltag dreht sich plötzlich um potenziell gefährliche Situationen und wie sie gemieden werden können. Unbedingt wichtig bei diesen Anpassungen ist, nicht unbewusst das Vermeidungsverhalten zu verstärken. Nimm der betroffenen Person also nicht alle Aufgaben ab, sondern versuche sie zu ermutigen, sich angstbehafteten Situationen zu stellen. Konkrete Ziele können hierbei helfen, sich langsam an die Bewältigung der Angst zu tasten. Behalte im Hinterkopf, die erkrankte Person nicht unter Druck zu setzen und schätze auch kleine Erfolgserlebnisse wert. Nur durch eine direkte Auseinandersetzung können Ängste langfristig abgebaut werden.
Mache der betroffenen Person klar, dass du immer da bist, wenn du gebraucht wirst. Ermutige sie aber gleichzeitig selbstständig zu sein.
Informationen sammeln
Um die Herausforderungen einer Angststörung besser zu verstehen, ist es hilfreich sich mit dem Störungsbild vertraut zu machen. Hier findest du eine Übersicht zu verschiedenen Angststörungen.
Solltest du noch offenen Fragen haben, dann vereinbare einen Termin mit einer Psychiater:in oder Therapeut:in. Hole unbedingt das Einverständnis der dir nahestehenden Person ein, wenn du an einer Therapiesitzung als Begleitperson teilnehmen oder den Termin alleine wahrnehmen möchtest. Informiere dich über Symptome, Medikamente und den Behandlungsverlauf. Hilfreiche Informationen zu sozialer Phobie oder Tipps bei Panikattacken findest du hier. Einige Kliniken und Verbände bieten ebenfalls kostenlose Informationsveranstaltungen oder Rufnummern für Angehörige an. Wenn du die Angststörung verstehst, kannst du Verhaltensänderungen wahrnehmen und besser einschätzen. Außerdem lernst du die betroffene Person besser zu verstehen und kannst besser nachvollziehen, warum sie leidet und möglicherweise ihr Verhalten nicht selbst steuern kann.
Auf sich selbst achten
Die Diagnose einer psychischen Störung kann bei dir als Angehörige:r ganz unterschiedliche Gefühle auslösen: Von Bestätigung und Verständnis, bis hin zu Unsicherheit, Hilflosigkeit und Scham. Was du auch fühlst, nimm dir Zeit, dich damit auseinanderzusetzen.
Deine Unterstützung und dein Verständnis sind für Betroffene von großer Bedeutung. Als Angehörige:r kannst du jedoch auch vielen Herausforderungen und Belastungen ausgesetzt sein. Wenn du regelmäßig an deine Grenzen gehst oder diese vielleicht sogar schon überschritten hast, ist es an der Zeit, dich selbst zu schützen.
Das kann schwer fallen, da das Gefühl entstehen kann, die erkrankte Person im Stich zu lassen. Mache dir bewusst, dass niemandem geholfen ist, wenn auch deine Reserven zunehmend aufgebraucht werden. Es ist dein gutes Recht, Grenzen zu setzen, wenn die Auswirkungen auf deine Gesundheit, deine Lebensqualität oder dein Wohlbefinden zu groß werden. Kümmere dich auch um dich selbst, indem du Kontakte pflegst und Dinge in deinen Alltag integrierst, die dir Freude bereiten. Achte stets darauf, dass du achtsam mit deinen Kräften umgehst.
Hilfe in Anspruch nehmen
Du kannst dich auch selbst schützen, indem du Verantwortung abgibst. Nimm professionelle Hilfe an, die zu Beispiel manche Kliniken zur Verfügung stellen. Einige Einrichtungen bieten sogar Gesprächsrunden für Angehörige an, in denen du dich mit Menschen in einer ähnlichen Situation austauschen kannst. Auch Selbsthilfegruppen können Trost spenden genauso wie Angebote der Telefonseelsorge. Aber natürlich kannst auch du selbst Kontakt zu Therapeut:innen aufnehmen, die dir bei dem Umgang und der Bewältigung dieser Situation helfen können.
Hier kannst du deutschlandweit suchen, wo und welche Selbsthilfegruppen es gibt
Weiterhin kannst du Angebote der Telefonseelsorge in Anspruch nehmen:
Hast du oder die betroffenen Person Schwierigkeiten dabei einen Therapieplatz zu finden? Unsere Mindable-Apps eignen sich hervorragend für die Überbrückung der Wartezeit, aber auch als Werkzeug während einer Therapie oder als Nachsorge. Erfahre mehr zu den Apps: Mindable: Panik & Agoraphobie und Mindable: Soziale Phobie.



